Mittwoch, 15. Juli 2009

Die "Rodamon"


Die großen Passagen haben wir jetzt hinter uns. Für unsere Törns im Mittelmeer reicht uns unsere "Rodamon" - hier an der Boje vor Espalmador.

Dienstag, 7. Juli 2009

Tipps für eine Atlantiküberquerung

Anfrage: Gabi und Franz aus Bremen fragen nach der optimalen Vorbereitung und Durchführung einer Atlantiküberquerung von Gran Canaria in die Karibik.

Antwort: Zuerst einmal die nautische Ausrüstung: Einen GPS-Empfänger hat inzwischen wohl schon jeder an Bord, über weitere Instrumente zur Ortsbestimmung verfügen aber die wenigsten. Auch meine beiden Sextanten dienen heute nur noch einem dekorativen Zweck in der Wohnstube, weil das Jahrbuch für die HO-Tafeln teurer ist als ein kleiner Garmin als Zweitgerät in der Schublade.

Trotz GPS gehört ein guter und kompensierter Kompass an Bord, ebenso ein Peilkompass.

Ein erprobter Autopilot gehört ebenfalls zur Standardausrüstung. Hier gibt es zwei grundsätzliche Unterschiede, mechanisch oder elektrisch betrieben. Der mechanische ist meist ein Riesending am Heck, der elektrische frisst besonders bei schlechtem Segeltrimm eine Menge Strom. Alle funktionieren sie aber irgendwie und wenn Ihr schon einen habt, der Eure Batterie nach 3 Wochen Betrieb nicht leerlutscht, wird er Euch auch über den Teich bringen. Unsere “Albatros” war mit einem mechanischen Autopiloten vom Typ “Sailomat” (mit Pendulum und Hilfsruder) ausgerüstet und einem einfachen elektrischen fürs Motoren in der Flaute. Die “Sitting Bull” dagegen war durch die zwei hintereinander liegenden Schwerter und das Gaffel-Schonerrigg so unglaublich gut zu trimmen, dass ein elektrisch betriebener Autopilot voll ausreichte. Wegen einer Störung beim Autopiloten sind wir von Gran Canaria bis Recife sogar ganz ohne ausgekommen und konnten Nachts schlafen. Etwas mehr Kontrolle und öfter eine Korrektur, mehr nicht. Man muss sowieso erst einmal lernen, die Segel so zu trimmen, dass der Autopilot nicht kämpfen sondern nur helfen muss.

UKW-Funkanlage ist unverzichtbar, SSB – Funk würde ich jedem empfehlen (ich hoffe, Ihr habt das Funksprechzeugnis und die Geräte sind zugelassen) EPIRP ist ein Muß, möglichst der mit GPS. Ich hatte immer noch zusätzlich einen kleinen in der Rettungsinsel.

Darauf achten, wann die Rettungsinsel zuletzt gewartet wurde. Die nächste Wartung sollte erst fällig werden, wenn Ihr wieder zurück seid. Die Rettungswesten ebenfalls vom Fachbetrieb warten lassen.

Wenn der Geldbeutel es hergibt, würde ich unbedingt eine Radaranlage empfehlen. Mir reicht ein ganz normales Gerät, ohne Kartenplotter und all das Gedöhns rundherum. Ich brauche meine Seekarte, meinen Zirkel und mein Kursdreieck. Da darf schon mal die Stromversorgung ausfallen, und ich weiß immer noch wo ich bin, besonders wenn ich meinen kleinen batteriebetriebenen Garmin aus der Schublade holen kann.

Klar, dass Ihr auch ein Echolot habt.

Überprüft das stehende Gut auf etwaige Bruchstellen, besonders die Wanten und Stagen im Bereich direkt am Spanner. Wenn Ihr Euch nicht sicher seid, fragt einen Fachmann. Wenn die Segel schon etwas älter als zwei bis drei Jahre sind, würde ich sie zur Überprüfung und wenn nötig zum Nachnähen zum Segelmacher bringen.

Weil ich für Euch hoffe, dass der Passatwind Euch rüberpustet, empfehle ich die Anschaffung von Passatsegeln, zumindest aber eines schwereren Blisters mit Spi-Baum zum Ausbaumen. Rechnet damit, dass der Passatwind auch mal auf 30 kn auffrischen kann und dann bei 8 kn Fahrt mit 22 kn in die Segel drückt. Meistens bläst er aber bis zu 25 kn.

So eine Überfahrt dauert im Schnitt um 21 Tage. Richtet Euch bei der Verproviantierung einschließlich Bier (bitte nicht mehr als zwei Flaschen den Tag) und Zigaretten (wenn es unbedingt sein muß) notfalls aber auf 6 Wochen ein. Ich kenne Leute, welche wegen widriger Umstände noch länger unterwegs waren. Dass Ihr bei der Auswahl der Lebensmittel und deren Lagerung auf die mögliche Verderblichkeit achtet, ist klar. Corned Beef und Nudeln waren bei uns immer reichlich an Bord. Sofern man das Wasser im Tank nur zum Trinken und Kochen gebraucht und zum Abwaschen und anderen Reinigungen Seewasser, kommt man zu zweit mit täglich 10 – 15 Litern aus, und wenn man merkt es wird knapper, mit weitaus weniger. Nicht alles Frischwasser in nur einem Tank mitführen. Mindestens zwei durch Ventile getrennte Tanks geben die erforderliche Sicherheit. Das Auffangen von Regenwasser in extra dazu angefertigten Planen hat fast immer zu einer ausreichenden Versorgung gereicht. In der Karibik kann man fast täglich mit einem kurzen aber kräftigen Schauer rechnen.

Vergesst nicht eine gut eingerichtete Bordapotheke, denkt dabei an mögliche Durchfallerkrankungen, Schmerzen auch stärkerer Art, Fieber und Hilfsmittel bei Verletzungen, Verbandzeug und Pflaster. Ich bin als Laie nicht befugt, hier bestimmte Medikamente zu empfehlen. Dehlius & Klasing und andere auf die Sportschifffahrt ausgerichtete Verlage bieten hierzu von Medizienern verfasste Broschüren an, welche Sie sich besorgen sollten. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über mögliche Impfungen. Eine Grippeimpfung wäre immer angebracht.

Für die Überfahrt braucht Ihr zumindest in der ersten Woche auch bei gutem Wetter nachts warme Segelkleidung. Danach kann man sie zumeist einmotten für den Törn zurück.

Jetzt braucht Ihr nur noch die Tanks voll zu machen und dann geht es los. Nehmt reichlich Motorenöl mit, mindestens für 4 Ölwechsel. Wenn es der Teufel will und Ihr kriegt Wasser in die Maschine, müßt Ihr danach mindestens 3 mal das Öl wechseln. Wie kriegt man denn Wasser in die Maschine? Ganz einfach. Wenn der Motor nicht anspringen will und man nudelt eine Weile mit dem Anlasser ohne dabei das Seeventil für das Kühlwasser zu schließen, wird erst der Wassersammler und das Abgasrohr durch die laufende Seewasserpumpe vollgepumpt und schon läuft das Seewasser durch die Abgasventile in den Motor.

Abschließend noch ein paar Tipps für den Törn selbst:

Vermeidet das gemeinsame Segeln in einem Pulk von Seglern. Ihr habt Euer Schiff so ausgestattet, dass Ihr unterwegs bei normalem Wetterablauf keine Hilfe vom Nachbarn braucht. Bei einem Sturm kümmert sich erfahrungsgemäß jeder erst einmal um sein eigenes Schiff. Selbst wenn Euer Mast über Bord geht ( was er nicht tut, wenn Ihr das Rigg vor der Abreise gescheckt und das Reffen nicht vergessen habt), hilft Euch keiner, denn die Segler welche das Segeln im Pulk bevorzugen und sogar noch Geld dafür bezahlen, dürften durchweg keine allzu erfahrenen Hocheesegler sein und bei etwas steiferer Brise bereits ans eigene Überleben denken. In der Nacht stören andere Lichter. Man ist dann dauernd nur am beobachten, welches Licht zu einem im Pulk segelnden Schiff gehört, und bei welchem es sich um ein entgegenkommendes oder den eigenen Kurs kreuzendes anderes Fahrzeug handelt. An eine genüßliche Wache unter südlichem Sternenhimmel ist da nicht mehr zu denken.

Gönnt Euch dieses unglaublich schöne Erlebnis, allein auf hoher See zu sein, mit vollen Segeln vor dem Passatwind, Nachts unter hellem Sternenhimmel, am Tage unter strahlender Sonn

Montag, 6. Juli 2009

Die "Sitting Bull" unter Segeln



Bilder von uns





Bilder vom Schiff

Die "Sitting Bull" unter Segeln:

Auf der Werft:

Der Salon:

Der Navigationstisch:

Die Eignerkajüte:

Vorderkajüte:

Blick aus der zweiten Kajüte in die Vorderkajüte:

Unsere Segelroute

Hier seht ihr auf einer Weltkarte eingezeichnet die Route, die wir gesegelt sind:




Mittwoch, 24. Juni 2009

Details zur "Sitting Bull"





Eingetragen im Seeschiffsregister Hamburg am 02.02.1984 unter der Nummer 14138. Unterscheidungssignal DHTV.

Konstrukteure: Ania und Daniel Bombigher, Frankreich

Werft: Chantiers U.M.M. Redon, Frankreich, Baujahr 1977 / 78

Baumaterial: Rumpf und Deckstreben Stahl verzinkt, Aufbauten in Holz, Deck und Kajütdächer Burmateak, Masten und Spieren Holz verleimt. Rumpf ist schwarz, Aufbauten, Masten und Spieren weiß gestrichen.

Segel: Gaffelrigg, mit Topsegel und Fisherman wie auf Abbildung ca. 170 qm. Material Dacron, Groß- und Schonersegel 1998 neu von North-Sail. Rollreffanlage am Vorstag mit Rolly Tusker-Segel 1999 neu eingebaut. Für Leichtwind sind ein Blister mit Strumpf, für Passatwind entsprechend zwei auszubaumende Passatsegel vorhanden. Bei eingerolltem Vorsegel kann ein schwerer Klüver gesetzt werden.

Kurzbeschreibung: Klassischer Gaffelschoner in Anlehnung an die um 1870 gebauten Lotsenschoner an der US-Ostküste. Diese Schiffe mußten äußerst seetüchtig und schnell sein (um als erster den Job zu kriegen) und zudem so handlich zu segeln, daß sie, nach Absetzen der Lotsen, vom Bootsjungen allein zurückgesegelt werden konnten. Ein Grund dafür sind die um 12° nach achtern geneigten Masten, welche fliegende Backstag erübrigen. Als Besonderheit hat sie zwei hintereinander angeordnete Schwerter, die einen optimalen Trimm ermöglichen und dadurch den Autopiloten stark entlasten und auf einigen Kursen sogar erübrigen.

Maße: LüA lt. Schiffsmeßbrief: 15,3 m (ohne Klüver, Heckdavids) LüA total 19,8 m, Breite 5,0 m (mit Rüsten 5,3 m), Tiefgang ca.1,6 m, mit voll ausgefahrenen Schwertern ca. 2,6 m, Grosstonnage 23 Brt., Verdrängung ca. 32 t.

Tankkapazitäten: Frischwasser ca. 1.100 Liter, Dieselkraftstoff ca. 1.400 Liter, davon für jede Maschine ein Haupttank von 600 Liter und ein Tagestank von 100 Liter. Durch eine fortlaufende Zirkulation zwischen Haupttank und Tagestank über ein Filtersystem mit elt. Pumpe ist selbst bei verschmutztem Brennstoff der Zufluß sauberen Dieselöls zur Maschine gewährleistet. (Wichtig beim Tanken in exotischen Gegenden!)

Motoren: 2 x Perkins M 50 mit Hurth Getriebe, Bj. 1995, je ca.1700 Betr.Std., beide Propeller dreiblättrige "Max-Props" (die Blätter drehen sich beim Segeln automatisch in Fahrtrichtung).

Beiboot: Festes GFK-Dinghi, 2,9 m in den Davits, passend zum klassischen Stil der Yacht, 6 Ps. Yamaha.

Ausrüstung: Komplett für große Fahrt ausgerüstet, mit Sharp - Autopilot, Radar, GPS, Inmarsat C Satellitenkommunikationsanlage, ICOM SSB-Funkanlage, UKW-Funk, Wetterfax, Barograph, Epirp, Rettungsinsel im Container, 1,5 Kw - 24/240 V Inverter, u.v.m.

Raumaufteilung: Das Schiff ist mit 6 Kojen in 3 Kabinen für private Nutzung ausgelegt. Der recht große Salon liegt vor dem Cockpit. An Bb. die Pantry, davor die Navigation mit Kartentisch. An Stb. ein Tisch für 6 - 7 Personen mit U-förmigem Sofa. Vom Durchgang nach vorn zu den Kabinen führen nach beiden Seiten Türen zu den beiden sehr geräumigen Maschinenräumen. Davor befindet sich an Bb. die Eignerkajüte mit einem bequemen Doppelbett, davor der separate Toilettenraum. An Stb, eine gleich große Kabine für Gäste, und sofern keine an Bord sind, ein gemütlicher Leseraum mit Bücherschrank, Fernseher mit Recorder und einem breiten Sofa, welches mit wenigen Handgriffen in eine Pullmankoje für zwei Personen umgerüstet werden kann. Im Vorschiff ist eine weitere Kabine mit zwei Kojen, welche gemeinsam mit der Gästekabine eine Toilette hat. Das Schiff hat einen Durchgang von achtern nach vorn und zusätzlich je einen Niedergang zu den mittleren und der vorderen Kajüte.

Handling: Die "Sitting Bull" ist problemlos von 2 Personen zu segeln. Mit ihrer Weltumsegelung hat das Eignerehepaar dafür den besten Beweis erbracht. Das Heißen der beiden Gaffelsegel erfolgt über 4 elektrische Winschen, kann aber ohne große Schwierigkeiten notfalls auch ohne Winschen von einer Person erledigt werden. Es dauert nur etwas länger. Nach dem großen Törn wurde im vergangenen Jahr auch noch die neue Rollreffanlage installiert. Durch die beiden Propeller wird das Manövrieren und das An- und Ablegen bei engen Verhältnissen erheblich erleichtert. Überdies bringen zwei Maschinen mehr Sicherheit, besonders bei kleiner Crew.

Willkommen an Bord


Hallo,

Wir, d.h. Heidi und Theo l’Etienne, haben die “Sitting Bull” Ende 1983 und seitdem haben wir große Reisen unternommen, und die “Sitting Bull” wurde dadurch für etliche Jahre fast ausschließlich unser zu Hause. Unser letzter Törn ging zu zweit um die Welt, wobei es uns in erster Linie nicht darum ging, die Welt mit sportlichen Ambitionen möglichst kurzfristig zu umrunden, sondern soviel wie möglich von ihr zu erfahren, fremde Menschen selbst zu erleben und unbekannte Länder und Kulturen kennenzulernen.

Selbstverständlich haben wir dabei das oft wochenlange Segeln im Passatwind genossen, das Spielen der Delphine, die sternklaren Nächte und am Ende die Freude, wenn man am Horizont plötzlich Palmen aus dem Wasser wachsen sieht und das nächste Ziel erreicht ist.
Dieser Törn von Palma bis Palma dauerte auf den Tag genau 10 Jahre. Allein in Brasilien blieben wir eineinhalb Jahre, in Australien sogar zweieinhalb. Hier kauften wir einen alten Nissan-Patrol, mit welchem wir die Outbacks erkundeten. In der Schiffswerft Mooloolaba in Queensland haben wir die “Sitting Bull” von Grund auf überholen lassen, sie bekam u. a. zwei neue Maschinen mit Getriebe, die Wellen wurden neu gelagert, das stehende Gut völlig erneuert, einschl aller Wantenspanner, der begehbare Teil des Deakdecks wurde neu verlegt (der Rest über den Aufbauten erst 1999 in Palma) u.v.m., denn jahrelanges Segeln in den Tropen hinterlässt nun mal Spuren. Vor der Zeit in Australien lebten wir ein halbes Jahr auf einem völlig abgelegenen Atoll mit 800 polynesischen Einwohnern und ihrem König, was eines der beeindruckendsten Erlebnis der Reise wurde.

Während dieser Zeit haben wir unsere daheim gebliebenen Angehörigen und Freunde mit unseren Reiseberichten versorgt, welche diese wieder kopiert an ihre Freunde weitergaben, so dass uns mit der Zeit ein “Fan-Club” von Freunden erwuchs, welche alle mit neuen Berichten versorgt werden wollten.

Da wir etwas in die Jahre gekommen sind und uns auf Ibiza niedergelassen haben, werden wir in nächster Zeit sporadisch von unserer zehnjährigen Reise mit unserer "SITTING BULL" über sieben Meere berichten, von unseren Erlebnissen, Begegnungen und Erfahrungen.

Die "Sitting Bull" haben wir schweren Herzens verkauft aber uns ein rententauglicheres Bötchen zugelegt, mit dem wir nun zwischen Ibiza und Formentera hin und her schippern, um auch weiterhin das Meer hautnah zu spüren.

Und wenn jemand nicht nur träumt sondern schon mal plant, kann sie oder er (oder beide) sich gern diesen oder jenen Rat bei uns einholen. Stop dreaming - do it !